tl;dr: erstmal nichts
Facebook hat einige Maßnahmen zum Umgang mit Falschmeldungen angekündigt. Nachdem wochenlang spekuliert wurde, ob diese sich direkt auf die Wahlergebnisse in den USA ausgewirkt haben, war Zuckerberg in Zugzwang geraten. So weit, so nachvollziehbar. Dabei handelt es sich, wie auch die Süddeutsche Zeitung schreibt, um ein Pilotprojekt. Was würden diese Maßnahmen aber für den deutschsprachigen Raum bedeuten?
Melden, melden, melden
Facebook will künftig Nutzern die Möglichkeit geben, Falschmeldungen als solche zu melden. Kurioserweise wurde diese Option in den vergangenen Wochen bereits einmal ausgerollt – auch in der deutschen Sprachausgabe. Inzwischen ist diese Option, zumindest bei mir, wieder verschwunden.
Was mit den Meldungen passiert ist, die bis dahin eingelaufen sind? Man weiß es nicht.
Nun bedeutet eine zusätzliche Option zum Melden aber vor allem eins: Mehraufwand für diejenigen, die diese dann bearbeiten. Und an dieser Stelle hängt es bekanntlich, zum Beispiel im Bereich von Hate Speech, seit geraumer Zeit. Geht man davon aus, dass diese Option auch missbräuchlich benutzt werden wird, dürfte die Voraussetzung für den Erfolg dieser Maßnahme auch die Vergrößerung des entsprechenden Teams sein. Fun fact am Rande: bei Youtube wird ein Video von Justin Bieber deutlich häufiger als unpassend gemeldet als jegliche andere Videos.
Der Algorithmus weiß Bescheid
Facebook will außerdem testen, Artikel, die nach dem Lesen weniger geshared werden, schlechter zu bewerten, denn:
We’ve found that if reading an article makes people significantly less likely to share it, that may be a sign that a story has misled people in some way.
Betrachtet man aber die Anzahl der Interaktionen bei falschen Stories während der heißen Phase des US-Wahlkampfes, ist das allerdings nur die halbe Wahrheit (Buzzfeed hat das im November entsprechend ausgewertet).
Fake News kennzeichnen
Wir erinnern uns: vor zwei Jahren gab es seitens Facebook eine entsprechende Initiative, satirische Meldungen als solche zu kennzeichnen, weil eine beachtliche Zahl von Facebook-Nutzern Inhalte von The Onion oder des Postillon für bare Münze nahmen. Die Maßnahme setzte sich nicht durch.
Als Falschmeldungen bekannte Inhalte sollen auch künftig auf Facebook geteilt werden können – allerdings mit einem Warnhinweis versehen. Facebook arbeitet in diesem Bereich mit Politfact und Snopes zusammenarbeiten. Das könnte in den USA gut funktionieren, beachtet man, dass Fake News dort vor allem über eine Vielzahl mehr (selten auch weniger) dubioser Websites verbreitet werden. Entsprechend können Links zu diesen Seiten geflaggt werden.
In Deutschland dagegen verbreiten sich Falschmeldungen selten auf diesem Wege. Deutschsprachige Websites, die vor allem dazu geschaffen wurden, Falschmeldungen aus politischen oder monetären Gründen in die Welt zu setzen, gibt es – bisher – kaum (eine Ausnahme ist die DIY-Fake-News-Seite 24aktuelles). Hier spielen vor allem vermeintliche Augenzeugenberichte, die als Textposts daherkommen, und Fotos, die in neuen Kontexten verwendet werden eine Rolle. Ebenso werden falsche Zitate in Umlauf gebracht. Diese Meldungen zu flaggen ist ohne entsprechenden Aufwand kaum machbar.
Dementsprechend spielt auch die Initiative Facebooks, finanzielle Anreize zu verringern, zumindest im Bereich der Falschmeldungen erstmal eine untergeordnete Rolle.
Die konkreten Maßnahmen sind also zunächst einmal auf die USA und die spezifische Verbreitungsweise von Falschmeldungen zugeschnitten. Nichtsdestotrotz bleibt spannend, welche Wege Facebook in diesem Bereich geht und künftig gehen wird. Ob es vergleichbare Projekte in weiteren Ländern geben soll und wie das Ganze in Ländern mit unfreien Medien aussehen könnte, bleibt abzuwarten.